Drinking beer since zweitausendvier

27.06.2015

Brouwerij De Molen: Op & Top und Mooi & Meedogenloos


Lekker en Mooi...



Es gibt nicht viel, um das ich die Holländer beneide. Aber die Supermarktkette Albert Heijn gehört dazu. Das liegt an ihrer Bierauswahl - bei einem Besuch vor einigen Wochen in einem kleinen Städtchen nahe Rotterdam habe ich so das ein oder andere tolle Bier in deren Regalen aufgetrieben. Naheliegend, dass man hier Fans der Biere aus dem Nachbarland Belgien bedient. Aber auch die Amerikaner von Flying Dog waren hier vertreten (Tests folgen!). Doch in diesem Eintrag geht es zunächst um eine Brauerei aus den Niederlanden: Die Brouwerij De Molen.

2004 begann dieses Projekt in einer Windmühle, mittlerweile ist man in ein größeres Brauhaus mit Restaurant umgezogen und hat in der Zwischenzeit fast 400 (!) verschiedene Sude kreiert. De Molen ist somit schon ein großer Name in der europäischen Craft Beer-Szene.

Da meine Taschen in Holland schon voll gestopft waren, konnte ich leider nur die folgenden zwei Sorten mit bringen. Ich hoffe aber, in Zukunft mehr von dieser Brauerei probieren zu dürfen. 

Op & Top
Op en top, so habe ich mir sagen lassen, bedeutet zu deutsch "Ganz oben" und eben dieser Behauptung möchte ich nun auf den Grund gehen.
Es handelt sich um ein Bitter (eine Unterform des Ales), bezeichnet sich auf dem Etikett selbst aber als "American Bitter-ish". Hier bezieht man sich wohl auf den amerikanischen Amarillo-Hopfen, der für die Kalthopfung verwendet wurde.

Das Etikett gefällt mir hier besonders gut. Die Biere verwenden alle mehr oder weniger das selbe Etikett, im Vordergrund stehen nur der Titel und die Eigenschaften des Biers. Die Schlichtheit und die verwendete Schriftart sind schick, mit dem schwarzen Kronkorken wirkt es sehr edel. Schade, dass der Barcode auf der Vorderseite gelandet ist.

Neben den Pflichtangaben finden wir auch Eckdaten wie die Stammwürze, Farbe, Bitterkeit sowie die verwendeten Malz- und Hopfensorten. Sehr schön.

 Das Op & Top ist dunkelorange bis bräunlich mit einer sehr standhaften, feinen weißen Schaumkrone.

Den Geruch würde ich in einem Wort als heftig beschreiben. Heftig, hefig, hopfig. Der Hopfen hat eine süß-säuerliche Note.

Antrunk dann doch nicht so heftig wie erwartet, eher leicht und hefig. Sehr sprudelige Kohlensäure, und etwas ölige Textur.

Im Mittelteil wird etwas Malz von der sprudelnd schäumenden Kohlensäure überdeckt. Kaum Süße. Kurz darauf Hefe und eine leicht chemische (?) Note. Es geht dann zum leckeren und kräftigen Hopfenaroma.

Im Abgang bekommt der Hopfen eine minimal süße und fruchtige Note, was gut gefällt. Kurz darauf, wie die Sorte auch suggeriert, sehr bitter und trocken. Leider finde ich es gegen Ende etwas wässrig.

Der Nachgeschmack ist langgezogen, sehr bitter und etwas hopfig. Sehr trocken.

Am Anfang gefiel mir die Kombination aus Antrunk und Mitte sehr gut, abgesehen von der etwas zu stark schäumenden Kohlensäure. Am Ende störte mich eigentlich nur die Wässrigkeit. Der Rest ist teils lecker, teils interessant und recht ungewohnt, da ich diese Sorte bisher nur selten getrunken habe. An die Bitterkeit gewöhnt man sich aber und die Süße nimmt gegen Ende zu, wenn es etwas aufgewärmt ist.

Interessant: Diesen Geschmack bekommt man hier auf nur 30 IBU und 4,5% Alkohol hin. Vom Geschmack her würde man in beiden Fällen mehr erwarten!









Mooi & Meedogenloos
Nun die Lady in Black, ein rabenschwarzes Bier: Schön & Rücksichtslos.

Schon durch die Flasche wirkt dieses extrem dunkel. Das Etikett fast gleich wie beim letzten Mal, doch die Eckdaten sehen deutlich anders aus. Die Stammwürzezahl hat sich mit 24.1° Plato nahezu verdreifacht, während die Farbe, in EBC ausgedrückt, mit 280 locker über 10-mal so dunkel ist wie das Op en Top.

Erneut will man sich nicht in das Korsett einer festgelegten Sorte zwängen und gibt sich deshalb die Bezeichnung "Quadruple-ish".

Also ab dafür und eingeschenkt.
Ein absolut schwarzes Gebräu landet in meinem Glas. Dieses Bier ist so schwarz, dass es selbst direkt unter meiner Schreibtischlampe keinen Schimmer Licht durchlässt. 
Beim Einschenken erinnert es an Cola.

Es ist keine Schaumkrone vorhanden, ein leichtes bräunliches Schäumchen verfliegt sofort und verstärkt den Cola-Eindruck. Leichte Schaumfäden spielen auf der Oberfläche dieses ölartigen Bieres.

Geruch: Auch hier wieder ein intensives Aroma, diesmal aber aus kräftigem, süßen Malz. Holzig und etwas rauchig, Karamell, dunkle Früchte und etwas Alkohol.


Zum Antrunk. Auch geschmacklich ein sehr öliges Bier mit nur minimalster Kohlensäure. Süßes Malz.

Im Mittelteil: Die komplexen Malznoten machen sich breit und verteilen den intensiven Geschmack von Schokolade, Karamell, Rauch. Dabei süß, aber angenehm. Das heftige Aroma versteckt auch den Alkohol nicht. Wird kräftig vom Hopfen begleitet, der diese Note auch in die Nase trägt und für einen guten und bitteren Abgang sorgt.
Die Geschmäcker sind sehr facettenreich und schwierig auf einmal zu erfassen.

Im Abgang wird der Rauch etwas dominanter. Malzsüße besteht aber weiterhin. Das Finish ist bitter genug, aber für meinen Geschmack genau richtig.

Der Nachgeschmack ist immer noch süßlich, aber auch sehr trocken-rauchig und wärmend-alkoholig.

Wer hätte gedacht, dass es De Molen hier erneut gelingt, das Bier nach mehr Alkohol schmecken zu lassen, als es tatsächlich enthält. Während das Op & Top nur 4,5% hatte und nach 6 schmeckte, mundet das Mooi & Meedogenloos mit seinen 10.2% eher nach 15% Alkohol. Wärmt ohne Ende.

Apropos Wärme. Im Gegensatz zum Op & Top wird das Mooi & Meedogenloos nicht besser, wenn man es wärmer werden lässt, als die empfohlene Temperatur. Dann überwiegt im Abgang eine unangenehm säuerliche Note.

Insgesammt erinnert es mich sehr an belgische Quadrupel wie das Grimbergen Optimo Bruno oder Rochefort 10. Der Unterschied bei diesem Holländerbier liegt an seinem deutlich heftigeren Kick beim Alkoholaroma und der rauchig-trockenen Note (Ich musste zwischendurch Wasser trinken!).
Aber auch die Süße ist noch ausgeprägter als bei den Belgiern. Man kann beides mögen, finde ich, und so war es auch bei mir der Fall. Man muss aber die Zeit und Muße haben für ein so starkes und schweres Bier. Die Belgier schmecken bei gleichem Alkoholgehalt leichter.
Komplexe, heftige Kreation.






Wo gefunden: Bei Albert Heijn im Supermarkt.

Teuer??: Bei ca. 2€ pro Flasche eigentlich ein Schnäppchen für diese Qualität.

Nochmal?: Auf jeden Fall nochmal etwas von De Molen, aber nicht unbedingt das gleiche.

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