Drinking beer since zweitausendvier

26.09.2015

Flying Dog - Raging Bitch & Snake Dog

Fliegende Hunde in Las Vegas!





Über die Flying Dog Brewery, ursprünglich aus Colorado, heutzutage in Maryland angesiedelt, wusste ich bisher sehr wenig. Der Name erinnerte mich natürlich auf Anhieb an die bei uns in Europa deutlich bekanntere Brauerei Brewdog. Tatsächlich haben die beiden nichts miteinander zu tun, und Flying Dog ist mal eben satte 17 Jahre früher gegründet worden.

Die Flasche sieht schon mal sehr crazy aus und erinnerte mich auf Anhieb an die verrückten Illustrationen zum Buch/Film "Fear and Loathing in Las Vegas". 
Wie sich später herausstellte, kam dieser Eindruck nicht von ungefähr: Es stammt ebenfalls aus der Feder von Ralph Steadman, dessen Zeichnungen mit Sicherheit dem einen oder anderen bekannt vorkommen dürften!
Der Braumeister George Stranahan, Hunter S. Thompson, und Ralph Steadman waren sogar befreundet. Sehr cool.

Nase in die Flasche, riecht hopfig wie ein IPA. Im Glas zunächst der gleiche Eindruck. Sehr gut aber nicht unerwartet, doch riecht man genauer hin kommt diese wachsig-alkoholige Hefe durch wie man sie sonst nur von den Belgiern kennt.

Eingeschenkt, tolle Farbe orange golden Bernstein. Fluffige weiße Schaumkrone mit guter Halbwertszeit.

Im Mund kann es sich gar nicht entscheiden. Vertraute Geschmäcker werden so durcheinander geworfen, dass ich zunächst gar nichts zuordnen kann.

Weil das so krass ungewöhnlich schmeckt, mache ich mal was ganz verrücktes und fange am Ende an zu erzählen.

Der Nachgeschmack ist recht anhaltend bitter, nicht zu trocken und von einer alkoholigen Wärme begleitet. Immerhin haben wir es ja auch mit 8,3% Alkohol zu tun. Das Ende war von einer heftigen, medizinisch-starken Bitterkeit geprägt. Das dürfte selbst vielen harten Hopfenfans zu viel des Guten sein.

Im Mittelteil kommt etwas Frucht durch. Die belgische Hefe tritt eher in den Hintergrund und der Hopfen kann etwas Frucht und Süße entfalten. Natürlich wird diese am Ende von der Bitterkeit zerschmettert.

Der Antrunk ist zunächst ahnungslos süffig und frisch. Die Kohlensäure finde ich ideal für ein so gehaltvolles Bier - vorhanden, aber zurückhaltend.

Ein zunächst verrücktes Bier, doch man lässt es etwas stehen und testet ein bisschen und kann sich an den Geschmack gewöhnen. Es ist überraschend angenehm, die belgische Hefe als Grundlage für ein sehr hopfiges Bier zu erschmecken. Wie beim Snake Dog (siehe unten) finde ich das Malz etwas schwach. Hier könnte man mit ein wenig Süße den enormen Bitter-Kick am Ende balancieren.
Letztendlich ist es aber ein besonderes,  ungewöhnliches Experiment. Dem Ergebnis kann man alles vorwerfen, aber sicher keine Langeweile.
Ungewöhnliche Kombi mit starkem Charakter, für Leute, die der Meinung sind, sie hätten schon alles probiert.











Nach diesem durchaus etwas ungewöhnlichen Gebräu nun zu der klassischen Craft-Sorte - einem IPA. Dieses probiere ich nun zum zweiten Mal.

Das Snake Dog IPA darf ebenfalls ein krankes Ralph Steadman Design tragen. Der Schlangenhund sieht verwirrt und reichlich zugedröhnt aus, was hoffentlich nicht auf die Wirkung schließen lassen soll.


Im Glas ebenfalls sehr schöne goldorange, etwas hellere Farbe. Die Schaumkrone hier erneut recht haltbar.

Nase harzig-hopfig, leicht seifig. Eingeschenkt dann auch etwas fruchtig, Aprikose oder Pfirsich.

Der Antrunk ist von recht leichter Kohlensäure, angenehm, da ich auch schon das eine oder andere IPA mit etwas zu viel Sprudel hatte. Frisch, aber satt, ölige Textur, leicht süßlich. Im Mittelteil breitet sich der Geschmack mit Aprikose, etwas Malz und dem kräftigen Hopfenaroma aus. USA-typisch wird hier recht heftig gehopft, was sich auch hier wieder etwas harzig und seifig niederschlägt. Am Schluß etwas säuerlich, am Ende dann sehr langgezogen und trocken hopfige Bitterkeit. Das Malz weiß diesem Hopfenkick kaum etwas entgegenzusetzen. Mir fehlt hier etwas die Balance und am Schluß hängt es dann etwas pappig nach.

Zwar haben wir hier ein sehr gutes und ausgewachsenes IPA vor uns, doch hatte ich auch schon andere Vertreter dieser Gattung, die gefühlt eine ausgewogenere Vorstellung, besonders was den Abgang betrifft, hingelegt haben. 





Wo gefunden: Müsste bei Bier&Beer in Düsseldorf gewesen sein.

Teuer??: Knapp 3-4€ die Flasche sind für ein besonderes Bier aus den Staaten OK.

Nochmal?: Die Raging Bitch auf alle Fälle. Den Snake Dog - vielleicht.

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