Drinking beer since zweitausendvier

03.11.2016

Doppeltest: 40FT Brewery Larger & Päle

40 Fuß...






...sind ungefähr so lang wie zwei Frachtcontainer, wenn man sie hintereinander stellt.
Das gab Steve Ryan und Ben Ott den Namen für ihre Kleinbrauerei in London, die 40FT Brewery.
Beim Festival der Bierkulturen 2016 habe ich ihren Stand besucht und gleich zwei Dosen mitgenommen.

Das Päle und das Larger kamen in zwei mehr oder weniger identischen Dosen, mit dem kleinen Unterschied dass bei der einen Dose die Schrift silbern, bei der andern Schwarz war. Auf der Rückseite waren zum Glück noch genügend Informationen, um die Biere passend zuzuordnen. Da ich eines der beiden Fotos leider verlegt habe, muss das andere Foto für beide Biere genügen. Optisch war hier aber schon ein solider Einstieg geschafft mit diesen schlichten und schicken Dosen (wenn mir auch am Ende die gute alte Bierflasche für Bier zum Mitnehmen am liebsten ist).

Zunächst zum Päle...

Kräftiger sehr exotischer Duft, Mandarine und andere Früchte.

Die Farbe ist etwas ungewöhnlich schlammig, orange-bräunlich und sehr trüb.
Kurzlebige helle Schaumkrone.

Der Antrunk hopfig, zitronig und exotisch-fruchtig mit sehr fein prickelnder Kohlensäure. Im Mittelteil wird es holzig und herb. Durch das Aroma am Anfang erwartet man tropische Süße, wird aber relativ schnell von malziger Bodenständigkeit eingeholt. Malzig, maischig, was ihm einen gewissen Homebrew- oder Jungbier-Charakter verleiht - es wirkt richtig schön unfiltriert, der Körper etwas voller als bei vielen Pale Ales.
Abgang bitter und sehr trocken nochmal Citrus, diesmal aber mit dem Malz. Der Nachgeschmack ist ebenfalls kräftig bitter, ohne jedoch unangenehm zu sein.

Man hat sich hier nicht zufrieden gegeben ein leichtes, süßes Pale Ale zu brauen, was auf Anhieb jedem schmecken könnte (und was vielen junge Craft-Brauereien einen "einfachen" Einstieg zu garantieren scheint).


Nein, wenn Design und Auftreten der Marke vielleicht zurückhaltend sind, war das Motto für dieses Pale scheinbar: Von allem ein bisschen mehr. Und das kann man auf jeden Fall gutheißen!








Nun zum Larger, dass laut Ben Ott, dem Kölner Brauer für 40FT, an Kölsch angelehnt sein soll. Da ich mich hier ganz gut auskenne, bin ich natürlich gespannt, wie viel vom Kölsch man in dem Londoner Larger wiedererkennt.

Optisch wie Radler, gelb bis hellorange und trüb.
Stattliche weiße und feine Schaumkrone, die auch eine gewisse Langlebigkeit mitbringt.
Frischer hefiger Geruch mit leichtem Hopfen- und Alkoholanklang.
Bis hier hin haben wir also noch nicht viele Gemeinsamkeiten mit Kölsch.

Frischer, brotiger Antrunk. Sehr voller Körper, hier ebenfalls wieder ein sehr frischer Geschmack. In der Mitte viel Hefe, es wird leicht säuerlich und es kommt auch Aromahopfen mit, minimal süßlich und leicht zitronig-fruchtig.
Das Finish ist dann im Gegensatz zu den üblichen Lagerbieren sehr definiert, bitter und trocken, dabei mineralisch und (leider) minimal metallisch. Das ist natürlich eine angenehme Überraschung, den Nachgeschmack fand ich aber etwas unangenehm, nach kaltem Rauch, trockener als nötig, wenn auch eine Spur Hopfen ein minimales Grapefruit-Feeling mitbrachte.

Das Larger hat eine sehr angenehme, süffige Textur, die besonders im Antrunk gefällt.
Die fruchtigen Noten hätten aber meines Erachtens auch etwas ausgeprägter sein können und der Abgang dafür nicht ganz so staubtrocken. 
Soviel zu meinem persönlichen Geschmack.
Um dem Kölsch-Feeling näherzukommen, hätte es hingegen getreidiger sein müssen, und deutlich weniger bitter.

Hat aber auf jeden Fall was, ein nicht ganz gewöhnlicher, frischer Geschmack, wie auch beim Päle schön unfiltriert und satt.

Das Kölsch, auf dem dieses Bier basieren soll, habe ich jedoch nicht herausschmecken können.








Wo gefunden: Auf dem Festival der Bierkulturen 2016 in Ehrenfeld

Teuer??: Gute Frage! Auf dem Festival kann man auf jeden Fall ein paar gute Biere verkosten, die durch Direktverkauf durch die Brauereien (und oft vom Faß) günstiger sind als die Einzelflaschen bei einem Craft-Beer Importeur.

Nochmal?: Ich würde beide Biere nochmal vom Faß probieren. Noch lieber würde ich aber die anderen Sachen kennen lernen, die dieses junge, spannende Projekt hervorbringt.

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